Auf Initiative des Landesbehindertenbeauftragten fand im Frühjahr 2024 die Lesung mit Ottmar Miles-Paul zum Roman „Zündeln an den Strukturen“ statt. Mehr als 120 Teilnehmer:innen verfolgten die spannenden Textpassagen aus dem Roman, die von zwei Leseassistentinnen vorgelesen und jeweils im Anschluss in Leichte Sprache übersetzt wurden. Die Zuhörenden erhielten einen Einblick in das Leben der Protagnist:innen und erfuhren, warum sie ohne Werkstatt leben möchten.
An den Anfang stellte der Autor, dass das Buch selbstverständlich nicht zur Brandstiftung aufruft, sondern zum Nachdenken über die bestehenden Sonderstrukturen. Sie müssen nach Ansicht der Vereinten Nationen in ein inklusives System überführt werden. So hat es der UN-Fachausschuss über die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Oktober 2023 erneut gefordert. Das Buch greift diese menschenrechtliche Anforderung auf stellt sich dem Gedankenexperiment, wie ein Leben ohne Werkstatt aussehen könnte.
Dass diese gedankliche Übung nicht ganz einfach ist, zeigte sich in der anschließenden Diskussion mit dem Autor. Aus Sicht des Landesbehindertenbeauftragten muss der Austausch über die Bedingungen, unter denen wir Arbeit und Rehabilitation für alle organisieren, dringend weitergeführt werden. Sie ist Voraussetzung dafür, dass Deutschland seinen menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommt.
"Sie haben es tatsächlich getan und sind selbst überrascht, dass sie zu einer solchen Tat fähig waren. Bestimmt hunderte Male hatten sie mit wachsender Frustration durchgespielt, wie sie sich gegen die Ungerechtigkeiten in der Werkstatt für behinderte Menschen wehren können. Nun haben Helen Weber und ihre beiden Freunde das Werkstattgebäude in Brand gesetzt“" heißt es im Klappentext des Reportage-Romans. Und weiter heißt es dort: "Wie kam es zu dieser Brandstiftung? Kommen Helen Weber und ihre Freunde mit dieser Tat davon? Und was wird nun in der Praxis aus dem theoretischen Gedankenspiel ‚Was wäre möglich, wenn es keine Werkstatt für behinderte Menschen in unserer Stadt gäbe? Katrin Grund, eine junge Volontärin der Lokalzeitung, ist aufgrund ihrer Schlaflosigkeit schnell an der Brandstelle. Bei der Brandstiftung wittert sie eine größere Story und hofft, damit endlich in der Redaktion Fuß fassen zu können. Sie beginnt über das System der Werkstätten für behinderte Menschen zu recherchieren. Dabei lernt sie die Enthinderungsgruppe kennen. Deren Mitglieder setzen sich für Inklusion und den Abbau von Barrieren ein. So entstehen Freundschaften, aber auch Verirrungen und Verwirrungen.“
16:00 Uhr
Ankommen
16:30
Begrüßung und Einleitung in das Thema
Arne Frankenstein, Landesbehindertenbeauftragter der Freien Hansestadt Bremen
16:40 Uhr
Buchlesung "Zündeln an den Strukturen“
17:30 Uhr
Publikumsgespräch
18:00 Uhr
Ende der Veranstaltung