Im Rahmen ihrer Sendereihe "Die Story im Ersten" zeigte die ARD am 21. Januar 2019 die Reportage Das Märchen von der Inklusion. In dem von Radio Bremen produzierten Film trifft die Filmemacherin Hanna Möllers Nike (10), Amelie (14) sowie Lukas (18). Alle drei wohnen in Bremen. Aufgrund des regionalen Bezugs entschied sich der Landesbehindertenbeauftragte eine gemeinsame Vorpremiere mit Radio Bremen durchzuführen. Mehr als 320 Personen folgten der Einladung ins Kommunalkino City 46. Die große Nachfrage veranlasste die Veranstalter gleich zwei Vorpremieren am selben Tag durchzuführen.
Der Beirat Innovative Verwaltungsentwicklung unterstützt den Senat der Freien Hansestadt Bremen bei der Digitalisierung der Verwaltung. Gegründet wurde der Beirat im Jahr 2017 durch Bürgermeister Dr. Carsten Sieling und Bürgermeisterin Karoline Linnert. Dem Gremium gehören ca. 30 Persönlichkeiten und Experten aus ganz Deutschland an. Am 29. Januar 2019 fand die vierte und letzte Sitzung im Bremer Rathaus statt.
Als Beiratsmitglied nahm der Landesbehindertenbeauftragte regelmäßig an den Sitzungen teil. In der abschließenden Versammlung referierte Joachim Steinbrück zum Thema "Digitale Barrierefreiheit als soziales Teilhaberecht". Unter anderem forderte der Beauftragte in seinem Beitrag, für behinderte Menschen auch in einer digitaler werdenden Gesellschaft einen barrierefreien Zugang zu Dienstleistungen und Gebrauchsgütern zu gewährleisten.
Auf der Leinwand im Kommunalkino tauchen Wörter wie Freude, bewegend oder Hoffnung auf. Emotionen, die der Film "Die Kinder der Utopie" bei den Zuschauerinnen und Zuschauer im Saal auslöste. Gemeinsam mit dem Landesinstitut für Schule, den Makemedia Studios, dem Verein "Eine Schule für Alle Bremen" sowie dem City 46 beteiligte sich der Landesbehindertenbeauftragte am 15. Mai 2019 an einem Aktionsabend zum Film. Moderiert wurde die Veranstaltung von Hanna Möllers.
Bundesweit sahen an dem Abend fast 20.000 Leute Die Kinder der Utopie.
Am 25. April 2019 tauschten sich im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft mehr als 100 Gäste zu "Wohnformen heute – Wohnformen der Zukunft" aus. Es handelte sich dabei um eine Kooperationsveranstaltung des Landesbehindertenbeauftragten und der Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport. Neben der Auswertung der Ambulantisierung in den vergangenen zehn Jahren, stand vor allem die Weiterentwicklung von Wohnformen im Sinne des Bundesteilhabegesetzes in den kommenden Jahren im Fokus der Tagung.
Tagung zur Ambulantisierung
Der Lions Distrikt Niedersachsen/Bremen wird im Mai 2020 die Distriktversammlung aller deutschen Lions in Bremen durchführen. Wunsch des Lions Distrikt war es, der Stadt Bremen zu diesem Anlass ein nachhaltiges Geschenk zu machen. In diesem Zusammenhang wurde ein Bronzemodell erstellt. Unter anderem der Modellbauer Felix Broerken hat das Modell am 5. Juni am Fertigstellungsstandort in der Innenstadt enthüllt. Der ehemalige Bürgerschaftspräsident Christian Weber und Dr. Joachim Steinbrück hatten die Schirmherrschaft für diese Aktion der Lions übernommen.
Sehbeeinträchtigte und blinde Menschen können anhand dieser Nachbildung die Architektur rund um Marktplatz, Dom und Rathaus ertasten und erhalten Infos per Brailleschrift. Das Modell ist mit Rollstuhl unterfahrbar und bildet die Häuser und Straßen in einem Maßstab von 1:750 ab.
Im Jahr 2019 war der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Regionen Deutschlands unterwegs, um auf die Bereiche zu schauen, die häufig übersehen werden und mit Menschen sprechen, die häufig nicht gehört werden. Die Ergebnisse und Erfahrungen werden zum Ende des Jahres gebündelt zu "Teilhabe-Empfehlungen" und an die Bundesregierung übergeben.
Jürgen Dusel und Joachim Steinbrück informieren sich zur Beschäftigung von psychisch beeinträchtigten Menschen
Joachim Steinbrück hat Ende Juni den Campus erkundet und sich über die aktuellen Planungen und Entwicklungen in Friedehorst informiert. Es wurden verschiedene Themen angesprochen wie zum Beispiel das Bundesteilhabegesetz, Ambulantisierung, Abbau von Barrieren, Umweltschutz und Einfache Sprache (alle Mitarbeiter*innen haben eine Fortbildung in einfacher Sprache absolviert).
Zu Besuch in Friedehorst
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Projekts "Stadtführer Barrierefreies Bremen" veranstalteten das Planungsbüro protze + theiling, die Wirtschaftsförderung Bremen und der Landesbehindertenbeauftragte Ende November 2019 den Fachtag "Vom Buch zur App". Themen der Fachveranstaltung waren der Stadtführer selbst sowie weitere inklusive Projekte in Bremen und anderen Städten. Abschließend wurde die zukünftige Ausgestaltung des Projekt, vor allem im Hinblick auf die Fortschreibung des Landesaktionsplans erörtert.
Weiteres finden Sie in der Dokumentation des Fachtags Vom Buch zur App
Getreu dem Motto "Thank you for trävelling with Teilhabe-Express" fand am 14. November 2019 der 2. Jahresempfang des Landesbehindertenbeauftragten im Weserstadion statt. Die Veranstaltung stand im Zeichen des 10-jährigen Jubiläums der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland.
Zugchef Joachim Steinbrück sowie seine Crew und alle Mitreisenden hatten bei der gemeinsamen Reise im Teilhabe-Express auf dem Weg von "Fürsorgestadt" zum Bahnhof "Teilhabe" viel Spaß. Es nahmen rund 270 Gäste aus Politik und der Zivilgesellschaft teil, unter ihnen beispielsweise Vertreter*innen von Behindertenverbänden und Selbstvertretungsorganisationen ohne die die UN-Behindertenrechtskonvention in Bremen in den letzten 10 Jahren nicht umgesetzt worden wäre.
Empfang zu 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention
Der Fachtag "Lebensqualität älterer Menschen mit geistiger Behinderung" wurde Anfang Dezember 2019 durch die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen in Kooperation mit dem Landesbehindertenbeauftragten durchgeführt. Mehr als 150 Interessierte folgten der Einladung in das Haus der Wissenschaft und stellten sich Fragen rund um das Altern von Menschen mit geistiger Behinderung. Aus dem gesamten Bundesgebiet wurden Konzepte zum Thema vorgestellt.
In Kooperation mit dem "City 46" hatte der LBB am 03. Dezember 2019 zur Filmpremiere von Humanness/ Menschsein eingeladen.
405 Tage. 23 Nationen. 19 Sprachen. Eine Frage: Was hat Menschsein mit Behinderung zu tun? Dieser Frage geht Pädagoge und Filmemacher Dennis Klein in seinem Dokumentarfilm nach. Im Nachgang zur Filmvorführung fand eine lebendige Diskussion statt, in der unter anderem die Art der Berichterstattung kritisiert wurde. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Vera Kuenzer.
Nach fast fünf Jahren Forschung durch die Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht läuft die Ausstellung "Denn bin ich unter das Jugenamt gekommen" in der Kulturambulanz. Die Wanderausstellung über die Jugendfürsorge zwischen 1933 und 1945 kann in der Kulturambulanz noch bis Ende Februar angesehen werden; ab März wird sie in der Bremischen Bürgerschaft zu sehen sein. Der Beauftragte und sein Team besuchten die Ausstellung im Dezember 2018 und erhielten eine Führung durch Nicola Lienig und Timo Schütte. Bei Bedarf wurden die beiden Schüler durch Dr. Adrienne Körner von "Demokratisch Handeln" unterstützt.
Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben behinderte Menschen:
(Quelle: Balogh et al, 2008)
Um unter anderem diesen Aussagen nachzugehen und Gründe sowie Ansätze einer teilhabeorientierten Gesundheitsförderung aufzuzeigen, veranstaltete der Landesbehindertenbeauftragte gemeinsam mit der Landesvereinigung für Gesundheit Bremen e.V. am 6. Dezember die Fachtagung "Gesundheitsförderung und Prävention inklusiv gedacht". Mehr als 80 Personen aus dem gesamten norddeutschen Raum fanden sich im Martinsclub im Buntentorsteinweg ein.
Die zweite Veranstaltung des Forums "Migration/Flucht und Behinderung" hat sich Ende November 2018 inhaltlich mit den Themen Kommunikation und Vernetzung beschäftigt. Mehr als 70 Personen folgten der Einladung des Landesbehindertenbeauftragten in die Etage.
Mitte November 2018 fand der 2. Fachtag der Brema, dem Martinsclub und dem LBB statt. Für die meisten Menschen gehören die Nutzung von Laptop und Smartphone zum Alltag. Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen gilt das ebenso. Beachtliche Nutzungsbarrieren erschweren ihnen jedoch den Zugang und damit auch eine gesellschaftliche Teilhabe. Bei dem Fachtag wurde aufgezeigt, welche Barrieren es gibt, wie aktive Medienarbeit Zugänge schaffen kann und welche Voraussetzungen es dafür braucht.
Zur Begleitung der Weiterentwicklung des Bremischen Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (Bremer PsychKG) wurde eine Arbeitsgruppe gebildet. Die AG hat in den vergangenen zwei Jahren Vorschläge zur Reform des Bremer PsychKG erarbeitet. Am 19. November 2018 wurden die Vorschläge im Haus der Bürgerschaft vorgestellt. Eine Kommentierung erfolgte unter anderem durch den Landesbehindertenbeauftragten.
Gemeinsam mit der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure der Freien Hansestadt Bremen e.V. richtete der Landesbehindertenbeauftragte am 29. Juni 2018 den Workshop "Planen für alle – Barrierefreie Verkehrsraumgestaltung im historisch sensiblen Kontext" aus. Über 60 Interessierte folgten der Einladung. Nach einem Grußwort durch den Senator für Umwelt, Bau und Verkehr hielt der Beauftragte ein Impulsreferat zum Thema Barrierefreiheit im Spannungsfeld zum Denkmalschutz. Geendet hat der Workshop ganz praktisch mit einer Erkundung der Domsheide und des Schnoors mit Rollstühlen und Blindenstöcken.
Auf dem Marktplatz vor der Bremischen Bürgerschaft versammelte sich Ende Mai 2018 eine bunte Gruppe von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, ausgerüstet mit Fotoapparaten und Smartphones. Der Anlass war, dass Martin Günthner (Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen) sowie Dr. Joachim Steinbrück (Landesbehindertenbeauftragter) das neue Internetportal "Bremen Barrierefrei" eröffneten und zum ersten InstaWalk’n’Roll Bremen einluden.
Unter dem Motto "Inklusion von Anfang an – Teilhabe für Alle" fand am 3. Mai der 26. Bremer Protesttag statt. Annähernd 400 Menschen mit und ohne Behinderung demonstrierten in der Bremer Innenstadt für Teilhabe "ohne Wenn und Aber". Während des Demonstrationszuges formulierten zahlreiche Demo-Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Forderungen. Auf Einladung des AK-Protest sprach auch Joachim Steinbrück während der Abschlusskundgebung auf dem Bremer Marktplatz.
Inklusion im Berufsleben: die Nische suchen
Ende April 2018 fand der dritte DUOday in Bremen statt. Ausgerichtet wurde der Tag durch das Projekt "MitArbeit" des Vereins für Inneren Mission Bremen. Der Duoday richtet sich an Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Der Weg zur beruflichen Teilhabe ist für seelisch beeinträchtigte Menschen sowie für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen oft ein langer. Damit sie gelingen kann, benötigen beeinträchtigte Menschen in der Regel begleitende Unterstützung.
Idee: Am DUOday öffnet ein Betrieb oder ein öffentlicher Dienst einer Person mit Behinderung seine Türen. Für diesen Tag gründet sich ein Duo zwischen der behinderten Person und einem Mitarbeiter des Betriebes bzw. des Dienstes. Während des ganzen Tages nimmt der "Praktikant" (möglichst) aktiv an den üblichen Aufgaben des Mitarbeiters teil.
Die Idee stammt aus Irland und läuft dort unter dem Namen "Job Shadowday". Durch die Belgier, die diesen Tag als "DUOday" aufgriffen, wurde die Idee weiter getragen und gelangte schließlich 2017 das erste Mal nach Deutschland (Bremen). Im Jahr 2018 beteiligte sich neben Bremen auch Hamburg an dem DUOday.
Die sozialen Leistungsansprüche ausländischer behinderter Menschen sowie die Umsetzung der Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Unterkünften waren die Kernthemen einer gemeinsamen Veranstaltung des Landesbehindertenbeauftragten mit der Landesvereinigung für Gesundheit. Mehr als 80 Personen folgten der Einladung und fanden sich am 8. März 2018 in der Etage ein. Neben der fachlichen Auseinandersetzung zu den genannten Themen stand erneut die Vernetzung im Fokus. Hierzu stellten sechs Beratungsstellen in einem Blitzlicht ihre Beratungsangebote für behinderte Menschen vor.
Zur Veranstaltung Rechte und Versorgung behinderter Geflüchteter
Gemeinsam mit der Senatorin für Finanzen veranstaltete der Landesbehindertenbeauftragte Mitte Februar 2018 die Tagung "Digitale Barrierefreiheit – Die EU-Richtlinie 2016/ 2102 zur Barrierefreiheit von Websites und Apps" in der Bremer Landesvertretung in Berlin. Annähernd 100 TeilnehmerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen an der Tagung teil. Die Richtlinie hat das Ziel, die Barrierefreiheit von Websites und Apps zu verbessern und muss von allen EU-Mitgliedsstaaten bis zum 23. September 2018 in nationales Recht umgesetzt werden.
Im Zentrum der Veranstaltung stand die EU-Richtlinie RL (EU) 2016/2102 vom 26. Oktober 2016 zu barrierefreien Websites. Sie muss bis Herbst 2018 in Deutschland umgesetzt werden. Zur Umsetzung sind Maßnahmen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene erforderlich. Die Richtlinie verpflichtet alle öffentlichen Stellen der Mitgliedsstaaten, in absehbarer Zeit die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um ihre Webseiten und mobilen Anwendungen besser zugänglich zu machen, indem sie sie wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust gestalten (Artikel 4 der Richtlinie).
Mitte Januar 2018 fanden sich auf Einladung des Landesbehindertenbeauftragten der Freien Hansestadt Bremen sowie der Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Fachgespräch "ICF-basierte Bedarfsermittlung" im Haus der Bremischen Bürgerschaft ein.
Gemeinsam mit den Unternehmensverbänden im Land Bremen richtete der Landesbehindertenbeauftragte im Herbst 2017 eine Fachveranstaltung zur Teilhabe behinderter Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt aus.
Zum "Welttag des Sehens" am 12. Oktober 2017 war der Landesbehindertenbeauftragte, Dr. Joachim Steinbrück zu Gast bei "Der Morgen" auf Bremen Zwei. Mit dem Moderator Tom Grote hat der Beauftragte unter anderem über seine Erblindung mit 15 Jahren, Herausforderungen im Alltag sowie Hilfsbereitschaft von Mitmenschen gesprochen.
Die Woche des Sehens 2017 fand vom 8. bis 15. Oktober 2017 statt und schloss die internationalen Aktionstage "Welttag des Sehens" sowie den "Tag des weißen Stocks" mit ein.^
Neben dem Interview hat die Bremen-Zwei-Reporterin Claudia Scholz einmal getestet, wie es sich anfühlt, blind zu sein.
RB: Ja, die Welt ist schön. Ja morgens auch schon und wie schön sie ist, einfach Sinne auf und schon kann man die Welt, riechen, schmecken, hören und sehen. Vorausgesetzt man kann das alles.
Was aber, wenn man es nicht kann? Zum Beispiel nicht sehen.
Genau darauf will der Tag heute hinweisen, denn heute ist Welttag des Sehens und wie es ist, als blinder Mensch in einer sehenden Welt zu leben, darüber wollen wir sprechen mit Joachim Steinbrück. Er ist selber blind und Bremens Landesbehindertenbeauftragter.
Guten Morgen Herr Steinbrück.
JS: Guten Morgen Herr Grote.
RB: Sie sind mit 15 erblindet, wie sehr fehlt ihnen das Sehen heute?
JS: Ich sage ganz oft manchmal ist es unpraktisch blind zu sein, weil manche Sachen einfach nicht so einfach funktionieren. Schnell mal eine Zwiebel schneiden, schnell mal von A nach B zu kommen mit dem Fahrrad oder Auto ist Mehraufwand in der Alltagsorganisation.
Manchmal fehlt mir das Sehen auch, wenn ich weiß, da ist eine schöne Aussicht oder ein schöner Blick. Aber es gibt natürlich inzwischen auch einfach die Seite in meinem Leben, wo ich sozusagen nicht auf das halbleere Glas gucke, sondern auf das halbvolle und mich dafür entschieden habe, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die dennoch da sind und die dennoch möglich sind zu tun.
RB: Wenn sie schon das halbleere und halbvolle Glas zitieren: Eine Freundin von mir ist mit Mitte zwanzig erblindet und hat mal zu mir gesagt, die Angst vor dem Blindwerden, die war schlimmer als das Blindwerden selber. Wie haben sie das erlebt?
JS: Genauso. Für mich war das fast wie eine Befreiung, weil über meine ganze Kindheit dieses Damoklesschwert hing. Du kannst blind werden. Mir wurde mit fünf Jahren schon gesagt: Pass auf, dass du nicht blind wirst. Ich wusste nicht, wie ich darauf aufpassen sollte und als es dann endlich passiert ist, habe ich gemerkt, es geht weiter, es ist gar nicht so eine große Katastrophe, wie ich mir vorgestellt hatte.
RB: Und wie haben sie dann gelernt sich auf ein Leben ohne Sehen einzustellen?
JS: Ich hatte so ein bisschen Glück in dem Fall, dass ich schon als sehbehindertes Kind mit zwölf Jahren in eine Schule für Blinde und Sehbehinderte gekommen bin, dort blinde junge Menschen erlebt habe, die Fußball gespielt haben, die rumgelaufen sind, die sich gebalgt haben als Jungs. Und das hat mir ungemein geholfen, mich darauf vorzubereiten, selbst blind zu werden.
Weil ich habe dann einfach mitgemacht.
RB: Was vermissen sie am meisten, was würden sie am liebsten noch mal sehen?
JS: Ich würde am liebsten einfach Menschen sehen. Also Männer wie Frauen, wie sie sich heute kleiden. Mode hat sich verändert, Aussehen hat sich verändert. Ich habe mich als pubertierenden Jungen zuletzt gesehen. Wie sehe ich heute aus, visuell? Also das wäre mir glaube ich am wichtigsten und ich glaube, Pflanzen, Landschaft, Natur.
RB: Wir hatten heute Morgen hier schon eine Reportage von der sehenden Kollegin, die für kurze Zeit mal versucht hat, sich mit verbundenen Augen in der Stadt zu orientieren. Wie ist denn das für Sie? Was ist da am schwierigsten in einer Stadt voller Stimmen und Lärm?
JS: Also ich finde tatsächlich am schwierigsten Lärm. Auf meinem Arbeitsweg begegnen mir oft Müllwagen, Baufahrzeuge, rückwärtsfahrende LKWs, die hier im Bremer Viertel gerade irgendwie im Bereich der Haltestelle versuchen einzuparken. Das ist manchmal beängstigend und manchmal auch einfach so laut, dass ich dann die Straßenbahn nicht höre, die gerade einfährt und ich habe sie auch schon mal verpasst deswegen. Das ist glaube ich so das, was ich als größtes Problem empfinde, weil das auch Stress macht. Das macht nervös, das verunsichert. Die Situation könne nicht mehr so gut eingeschätzt werden, das ist einfach ein Problem.
RB: Was machen sie denn dann, wenn der Lärm zu groß wird?
JS: Naja wenn der Lärm zu groß wird, bleibt mir nichts anderes übrig, als zu versuchen, mich rein mechanisch mit meinem Stock weiter zu orientieren, voranzutasten und ich hab dann auch schon Situationen erlebt, wo ich dann einfach versucht habe, Passanten anzusprechen. Fährt der LKW jetzt gerade auf mich? Weil man hört ja dann ein Piepen, der fährt rückwärts und wenn dann dieses Geräusch immer näher kommt, dann wird einem schon mulmig.
RB: Das ist jetzt die eine Variante, dass sie Passanten ansprechen. Die andere ist, viele Menschen sehen sie vielleicht und fühlen sich dann hilflos im Umgang mit Blinden. Wie macht man es richtig?
JS: Ich glaube einfach mit der Frage „Kann ich ihnen helfen?“ oder „Brauchen sie Hilfe?“
Und wichtig ist dann auch zu akzeptieren, wenn ein Nein kommt, dass das so kommt.
Weil ich erlebe oft, dass Menschen gar nicht richtig einschätzen können, was für mich gefährlich ist und was vielleicht auch gar nicht gefährlich ist. Also zum Beispiel, wenn ich auf einen Ampelpfahl zugehe, um genau zu wissen, wo ich die Straße überqueren kann und mich zieht jemand von diesem Pfahl weg, weil er meint, wenn ich ihn mit dem Stock berühre ist das schon ein Problem, dann hat er meine Wirklichkeit völlig falsch eingeschätzt.
RB: Das heißt Sie werden dauernd unterschätzt?
JS: Ja, auch falsch eingeschätzt, so dass ich einfach angesprochen werde im Moment, wo ich mich gerade akustisch darauf orientiere. Kann ich jetzt über die Straße gehen? Kommt eine Bahn? Kommt an Bus? Oder kommt da noch was und dann werde ich ins Gespräch verwickelt. „Ja wo wollen sie denn hin?“, so dann muss ich das erstmal irgendwie abwehren und dann bin ich aus meiner Konzentration herausgerissen. Andererseits gibt es Situationen, wo ich Hilfe brauche und da ist es natürlich sehr hilfreich, wenn jemand einfach auch fragt „Brauchen sie Hilfe, kann ich ihnen helfen?“ und dann habe ich selber die Möglichkeit, ja oder nein zu sagen.
RB: Heute nun ist der Welttag des Sehens. Dazu auf Bremen 2 Joachim Steinbrück, er selber ist blind und Bremens Landesbehindertenbeauftragter. Ich danke ihnen sehr für‘s Kommen.
JS: Ja danke. Ihnen einen schönen Tag noch.
In der Vergangenheit gab es verschiedene Impulse, den Schwerbehindertenausweis umzubenennen. Die Bremische Bürgerschaft hat in ihrer Aprilsitzung den Senat aufgefordert, sich mittels einer Bundesratsinitiative für eine Umbenennung einzusetzen. Um betroffene Menschen vorab einzubeziehen, fand auf Einladung des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen und des Landesbehindertenbeauftragten eine gemeinsame Anhörung am 28. September statt. Mehr als 50 Personen folgten der Einladung ins Haus der Bürgerschaft.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich das Team um Joachim Steinbrück verstärkt mit den Euthanasie-Verbrechen während der Nazizeit. Im Herbst 2016 beteiligte sich das Büro hierzu mit einer Veranstaltung in Einfacher Sprache an der Wanderausstellung "entwertet - ausgegrenzt - getötet. Medizinverbrechen an Kindern im Nationalsozialismus". Um das Thema weiter zu bearbeiten, fanden auf Einladung des LBB-Teams im Spätsommer 2017 Bildungsfahrten in das Krankenhaus-Museum am Klinikum Bremen Ost sowie in die Gedenkstätte Lüneburg statt.
Besuch des Krankenhaus-Museums am Klinikum Bremen Ost sowie der Euthanasie-Gedenkstätte Lüneburg
Vom 21. bis 25. August 2017 besuchte eine Gruppe aus Belarus das Bundesland Bremen, um sich hier über die Themen "Barrierefreiheit" und "Barrierefreier Tourismus" zu informieren. Als Kooperationspartner organisierte das Büro des Landesbehindertenbeauftragten gemeinsam mit dem Verein SelbstBestimmt Leben das bunte Wochenprogramm. Unter anderem wurden durch die Reisegruppe das Deutsche Schiffahrtmuseums in Bremerhaven sowie das Quartierszentrum vom Martinsclub in Huckelriede besucht.
In der Zeit von 1949 bis 1975 (BRD) bzw. 1949 bis 1990 (DDR) haben Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie zu Teil großes Leid und Unrecht erfahren. Um den Betroffenen zu helfen wurde die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" gegründet. Aufgabe der Stiftung ist die die öffentliche Anerkennung, die Anerkennung durch wissenschaftliche Aufarbeitung der Leids- und Unrechtserfahrungen, die individuelle Anerkennung und Unterstützung durch finanzielle Hilfe. In Bremen wurde nun eine Beratungsstelle eröffnet.
Am 20. Juni 2017 fand eine gemeinsame Veranstaltung von der Senatorin für Soziales, dem Amt für Versorgung und Integration sowie dem Büro des Landesbehindertenbeauftragten zur Stiftung Anerkennung und Hilfe in der Bremischen Bürgerschaft statt. Auf der Veranstaltung wurden die Aufgaben der Stiftung, die Anlauf- und Beratungsstelle sowie das Verfahren vorgestellt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie aus Einrichtungen für psychisch beeinträchtigte Menschen.
Zwischen September 2016 und Mai 2017 fanden vier Empowerment-Schulungen des Landesteilhabebeirats statt. Die Trainerinnen und Trainer der Schulung, Ottmar Miles-Paul, Ines Spilker und Kerstin Wöbbeking konnten dabei unter anderem neben der Erarbeitung der Methodik auch ganz konkrete Projekte vorantreiben wie die Aktion beim Ortstermin am umgebauten Forum am Wall im März 2017 sowie der letzte Teil der Schulung bei der Sonderausstellung "Lieblingsräume" im Universum zeigte.
Vom 08. bis 10. Juni 2017 fand die IRMA in den Bremer Messehallen statt. Zusammen mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Bremen e.V., dem Verein Selbstbestimmt Leben Bremen e.V., dem Verein kom.fort – Beratungsstelle für barrierefreies Bauen und Wohnen sowie dem Stadtführerprojekt „Barrierefreies Bremen – Informationen für Alle“ informierte das Büro des Landesbehindertenbeauftragten an einem Gemeinschaftsstand über die aktuelle Behindertenpolitik im Land Bremen.
Ende Mai 2017 kooperierten die Veranstalter der Langen Nacht der Museen mit dem Projekt Stadtführer Barrierefreies Bremen. Einige Kulturhäuser hatten besondere Programmpunkte für behinderte Menschen im Angebot. Freiwillige Scouts halfen zudem bei den Wegen von den Haltestellen zu den teilnehmenden Häusern bzw. bei den einzelnen Besuchen in den Häusern. Joachim Steinbrück hat unter anderem das Gerhard-Marcks-Haus und das Wilhelm Wagenfeld Haus besucht. Dabei war es der Gruppe auch gestattet, einzelne Ausstellungsstücke anzufassen.
Das Bundesteilhabegesetz ist im Dezember von Bundesrat und Bundestag verabschiedet worden. Die ersten Regelungen sind bereits zum 1. Januar 2017 in Kraft getreten. Eine gemeinsame Veranstaltung vom Landesbehindertenbeauftragten der Freien Hansestadt Bremen und der Senatorin für Soziales hat am 21. März 2017 im extrem gut besuchten Festsaal der Bremischen Bürgerschaft über die wesentlichen Veränderungen im SGB IX und den damit verbundenen neuen Anforderungen in der Eingliederungshilfe informiert.
"Platz da! Darf man heute noch behindert sein?"
Jedes Jahr am 21. März ist der Welt-Down-Syndrom Tag. Der Elternverein "21 HOCH 3", der in Bremen und umzu tätig ist, versucht seit Jahren mit vielen unterschiedlichen Angeboten Vorurteile gegenüber behinderten Menschen abzubauen und ein zeitgemäßes Bild von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Trisomie 21 in der Gesellschaft zu verankern. Gemeinsam mit der Stadtbibliothek zeigt der Verein noch bis zum 20. April die Ausstellung "Platz da! Darf man heute noch behindert sein?".
Gerne folgte der Landesbehindertenbeauftragte einer Einladung von "21 HOCH 3" und nahm an der Ausstellungseröffnung am 21. März teil. In seinem einleitenden Beitrag bedankte Joachim Steinbrück sich eingangs für das Engagement sowohl des Elternvereins als auch der Stadtbibliothek und thematisierte im Anschluss vor allem die aktuelle Debatte um die Pränataldiagnostik.
In der Ausstellung werden Bilder von der Bremer Fotografin Kerstin Rolfes gezeigt. Die Fotografin begleitete Kinder und ihre Familien zum Teil von der Geburt bis zur Volljährigkeit.
Das Büro des Landesbehindertenbeauftragten würde sich freuen, wenn viele Bremerinnen und Bremer Zeit finden, die Ausstellung bis zum 20. April zu besuchen - ES LOHNT SICH!
Mit dem Projekt Ortsbesuche soll durch gegenseitige Besuche eine stärkere Vernetzung zwischen den Behinderten- und den Migrantenverbänden erreicht werden. In den letzten Monaten fanden unter anderem Austausche mit dem Zentrum für interkulturelle Studien, dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften, mit Frauengesundheit in Tenever sowie mit zwei Familienzentren statt. Weitere Besuche stehen aus.
Im Januar 2017 fand eine Fortbildung für die Bremer Beiräte und Ortsämter statt. Die verschiedenen Referenten haben sich zu den Themen "Barrierefreiheit im öffentlichen Raum" und "Altenhilfe in Bremen" geäußert. Das Referat von Joachim Steinbrück hatte den Titel "Barrierefreiheit - Rechtliche Grundlagen". Ein weiterer Vortragender war Christoph Theiling, Geschäftsführer vom Büro Protze und Theiling.