Mit großer Freude komme ich dem Wunsch nach, mich in der Rubrik "Behindertenaktivist:in" im Newsletter des Büros des Landesbehindertenbeauftragten vorzustellen. Es ist eine tolle Gelegenheit, mich nun, nach ca. einem halben Jahr im „Unruhestand“, an meine verschiedenen beruflichen Stationen und meinen Lebensweg bis heute zu erinnern und dies mit andern zu teilen. Vielen Dank.
Aber was ist eigentlich eine Behindertenaktivistin und was zeichnet mich als Behindertenaktivistin aus?
Meine Antwort wäre: Ich setze mich dafür ein, dass Barrieren abgebaut werden! Und als ausgebildete Architektin natürlich vornehmlich im Baubereich, beim Wohnungsbau, bei öffentlichen Einrichtungen aber auch in den Quartieren und der ganzen Stadt.
Ich finde alle Menschen sollen, unabhängig von Alter, Geschlecht und jedweder Art von Einschränkung oder Behinderung, selbstbestimmt, selbständig und unabhängig leben und wohnen können. Neben vielen anderen Faktoren braucht es dafür vor allem den passenden Wohnraum und zwar sowohl im Neubau, als auch durch die individuelle oder strukturelle Anpassung im Wohnungsbestand. Dies war und ist ein Schwerpunkt meiner Arbeit.
Ich bin sehr froh, dass ich Teil eines großen Netzwerkes war und bin. Zusammen mit vielen Akteuren, z.B. aus der Wohnungswirtschaft, dem Baubereich, den sozialen Diensten, der Verwaltung sowie den Aktivist:innen aus den Behinderten- und Seniorenverbänden, haben wir in Bremen in den letzten 30 Jahren einige wichtige Projekte und Initiativen zum Thema Barrierefreies Bauen und Wohnen realisieren konnten. Sei es das Online Portal für Barrierefreie Wohnungen, der erste barrierefreie Stadtführer für Bremen, der Kongress "Enthinderungen" Kongress zur Integration und Gleichstellung Behinderter oder die Umfrage zum Bedarf an rollstuhlgerechten Wohnungen.
Von 1995 bis 2012 hatte ich eigenes Büro in einer Bürogemeinschaft im Frauenstadthaus Bremen. Damals war ich im Auftrag der damaligen Ressorts Bau und Soziales selbständig als Beraterin und Begutachterin von Wohnungsanpassungsmaßnahmen für ältere und behinderte Menschen tätig. In den folgenden Jahren habe ich viele Mietwohnungen im Bestand im Rahmen der Sozialgesetzgebung mit öffentlichen Mitteln umgebaut und angepasst. Behindertengerechte Wohnungen waren schon damals Mangelware und somit wurden viele Gelder in die Anpassung des Bestandes investiert um den behinderten oder älteren Menschen den Verbleib in ihrem gewohnten Umfeld und der eigenen Wohnung und damit ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben, zu ermöglichen.
2003 wurde dann die Beratungsstelle "kom.fort– Beratung für barrierefreies Bauen und Wohnen" eröffnet, die ich die letzten 21 Jahre geleitet habe und die bis heute eine wichtige Anlaufstelle ist für alle Ratsuchenden zu Thema barrierefrei Planen Bauen und Wohnen.
Mein Standpunkt ist, wenn Barrierefreiheit von Anfang an in Planungen und Entwürfe einbezogen wird und zwar nicht nur als baulicher Aspekt, sondern im Sinne des Landesgleichstellungsgesetzes als durchgängiger Standard für alle Bereiche des Lebens, dann wird Integration und Inklusion möglich und damit die Wohnqualität für ältere und behinderte Menschen verbessert.
Als Vorständin des Vereins kom.fort werde ich mich auch weiterhin dafür engagieren.