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Liebe Leser:innen,

der 46. Newsletter beschäftigt sich im Schwerpunkt mit den behindertenpolitischen Auswirkungen der Pandemie. Für Arne Frankenstein zeigt sich, dass wir durch Krisen besser hindurchkommen können, wenn wir inklusiv aufgestellt sind. Wenn wir selbstbestimmt überall mit Assistenz leben können. Wenn wir auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig sein können und ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsentgelt bekommen, das zum Leben gut reicht. Wenn wir überall gute ärztliche Versorgung haben. Wenn wir uns digital oder analog treffen können, ohne dass jemand draußen bleiben muss. Und wenn wir, ohne dass man dafür Geld und einen Anwalt braucht, unsere Rechte durchsetzen können, zum Beispiel durch Schlichtungsverfahren und Verbandsklagerechte. Für den LBB und sein Team ist die Krise deshalb auch ein Ansporn, weiter für Inklusion und Teilhabe zu streiten.

Das ausklingende Jahr möchten wir als Team nutzen, um uns für Ihr Engagement in dieser herausfordernden Zeit und Ihr Interesse an unserer Arbeit zu bedanken!

Ihnen allen wünschen wir eine hoffentlich schöne barrierefreie Advents- und Weihnachtszeit, eine interessante Lektüre und bleiben Sie gesund!

Von uns und von anderen

Rückblickend gab es in den letzten Wochen und Monaten wieder vielerlei Aktivitäten auf der Landesebene. Arne Frankenstein und sein Team haben sich zu allgemeinen Informations- und Gedankenaustauschen mit verschiedenen Personen getroffen.
Dazu zählen auch Termine des LBB mit den Senator:innen. Seit September finden die aktuellen Jour-Fixe-Gespräche statt. Themen waren mit Blick auf die Belange behinderte Menschen unter anderem die Sicherstellung der gleichberechtigten Teilhabe in der Corona-Pandemie, die Arbeitsmarktsituation, die Sicherstellung eines Höchstmaßes an diskriminierungsfreier gesundheitliche Versorgung, die Weiterentwicklung der Psychiatriereform, die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes, die Barrierefreiheit von IT-Systemen (Verankerung der digitalen Barrierefreiheit in allen Prozessen), die Verantwortung für die Herstellung von Barrierefreiheit im Senat und der Landesaktionsplan zur Umsetzung der UN-BRK.

Corona Pandemie in Bremen

Rückblick: Im August und im September hat der LBB darauf hingewiesen ("So hängt die Corona-Pandemie behinderte Menschen in Bremen ab“), dass nach wie vor viele behinderte Menschen nicht oder nicht im vollen Umfang an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können und die Werkstätten für behinderte Menschen auch nach fast eineinhalb Jahren Pandemie noch immer nicht im Normalbetrieb sind. Darüber hinaus waren viele Veranstaltungen und Freizeitangebote ausgefallen oder konnten nicht angeboten werden. Das hatte massive Auswirkungen auf alle Betroffenen, die nur langsam in den Alltag zurückkehrten; sie litten insbesondere darunter, mehr als ohnehin schon isoliert zu sein.
So hängt die Corona-Pandemie behinderte Menschen in Bremen weiter ab.

Eingaben, die den LBB erreichten, machten deutlich, dass behinderte Menschen nicht nur seit Beginn der Pandemie in besonders hohem Maße belastet waren, sondern auch, dass immer mehr von ihnen diese Belastung nicht mehr tragen können. In einigen Fällen hatten sich neben einem Defizit an Teilhabechancen auch gesundheitliche Beeinträchtigungen verschärft, teilweise sind weitere hinzugetreten. Besonders schwerwiegend sind die Folgen beispielsweise für behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit kognitiven und schweren mehrfachen Behinderungen. Bei ihnen addierten sich die Benachteiligungen, da oftmals erhebliche Einschränkungen beim Wohnen, Arbeiten und in der Freizeit zusammenkommen.

Der LBB machte im Interview im Weser-Kurier am 23. September deutlich ("Eine inklusive Gesellschaft ist eine krisenfestere Gesellschaft“), dass er gegenüber Politik und Verwaltung seit Beginn der Pandemie darauf hinwirkt, dass behinderte Menschen nicht benachteiligt werden. Nicht immer sei das gelungen, bei einigen haben sich in der Pandemie die Benachteiligungen verschärft. Die Perspektive vulnerabler Gruppen insgesamt hätte bei der Krisenbewältigung mehr Raum bekommen müssen.
Inklusion heißt für den LBB vor allem: keine Aussonderung mehr. Wir müssen unser Zusammenleben überall inklusiv gestalten - wir haben also noch viel zu tun.
Überall gibt es Barrieren

Apropos Adressierung von Problemen an Politik und Verwaltung: Der LBB hatte sich an den Senat gewandt, um zu erörtern, wie konkrete Schritte aussehen könnten, die dazu beitragen, dass die Errungenschaften einer zunehmend inklusiven Gesellschaft nicht aufs Spiel gesetzt werden und die menschenrechtlichen Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden. Mit diesen Maßnahmen sollte aus Sicht des LBB nicht gezögert werden, um den Weg aus der Krise heraus nicht nur gleichberechtigt zu gestalten, sondern auch die im Zusammenhang mit der Krise neu entstandenen Problemlagen systematisch zu bearbeiten.

Maskenpflicht: Bei einer Fachveranstaltung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ("Beratung im Dialog - Beratung in der Pandemie“) am 14. Oktober hat der LBB nach Rückmeldung der Veranstalter ganz entscheidend dazu beigetragen, dass das Thema Maskenpflicht und Diskriminierung in der Corona-Pandemie von allen Seiten beleuchtet wurde. Durch seinen Vortrag und den Beiträgen in der Diskussion wurde nicht nur die Situation der behinderten Menschen im Zusammenhang mit der Maskenpflicht anschaulich, sondern auch gezeigt, dass es gute Lösungsansätze gibt, den Infektionsschutz und den Diskriminierungsschutz in Einklang zu bringen. Denkbar erschiene im Spannungsfeld der rechtlichen Gewährleistung vor allem die Einrichtung einer Clearingstelle auf Landesebene, die differenzierte Lösungen vor Ort ermöglicht.

Zur Auswertung der Pandemiebewältigung hat am 8. November eine Veranstaltung "Aus der Pandemie lernen: Wie können behinderte Menschen zukünftig besser gesellschaftlich teilhaben?“ stattgefunden, die wesentlich durch Kai Baumann aus dem Büro des LBB organisiert wurde.
Neben dem LBB waren auch die Sozialsenatorin Anja Stahmann, die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz Claudia Bernhard sowie der Koordinator der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Wolfgang Luz Veranstalter.
Nach einer Reihe von Interviews mit Nutzer:innen der Eingliederungshilfe und ihren Angehörigen teilten sich die 120 Teilnehmer:innen in Arbeitsgruppen zu den Themen Wohnen, Arbeit und Freizeit auf und diskutierten dort die Anforderungen für die aktuelle und zukünftige Krisensituation.
Die wichtigsten Statements zum Abschluss waren:

  • Pragmatische Lösungen seitens der Verwaltung und der Leistungserbringer sind insbesondere in den Bereichen Arbeit und Beschäftigung von Nöten
  • Kleinere Gruppen (Wohnen und Arbeit) sind krisenresilienter
  • Prüfung der Nutzung des Bremen-Fonds zur Stärkung der digitalen Teilhabe behinderter Menschen und
  • Informationen zur Pandemie sind immer auch in einfacher Sprache sowie Gebärdensprache bereitzustellen.

Arne Frankenstein machte bei dem "Corona-Gipfel für behinderte Menschen“
dabei deutlich, dass sich Maßnahmen nicht lediglich auf das akute Krisenmanagement beschränken dürften, sondern das eine inklusive auch eine widerstandsfähigere Gesellschaft ist. Deshalb müssen in allen Lebensbereichen die Anstrengungen um die Herstellung gleichberechtigter und selbstbestimmter Teilhabe verstärkt werden.
Für den LBB war es dringend erforderlich, die Auswirkungen der Krisenbewältigung auf behinderte Menschen auszuwerten, um Fehler zu identifizieren und Vorkehrungen zu treffen, damit behinderte Menschen in Zukunft nicht benachteiligt werden. Wichtig war dem LBB dabei, dass bei der Veranstaltung diejenigen zu Wort kamen, die selbst betroffen sind und man ihre Erfahrungen gezielt berücksichtigt.
Aus der Pandemie lernen

Für die Zukunft erscheint es geboten zu sein, nicht erst im Nachgang, sondern im Rahmen der unmittelbaren Krisenbekämpfung die Expertise behinderter Menschen als Expert:innen in eigener Sache einzubeziehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Perspektive Eingang in politische Entscheidungen findet.

Am 23. November fand eine Auswertung dieser Veranstaltung gemeinsam mit den Interviewpartner:innen, den Leistungsträgern sowie den Leistungsanbietern statt. An dem Austausch nahmen auch Senatorin Anja Stahmann sowie Senatorin Claudia Bernhard teil.

Die Corona-Pandemie hält uns alle weiter in Atem. Gerade jetzt kommt es darauf an, dass mobile und spontane Impfangebote zugänglich und barrierefrei sind, um die Auffrischungsimpfungen für alle Personen schleunigst zu ermöglichen.

Nach einer Ortsbegehung durch Monique Birkner hat der LBB in einer aktuellen Stellungnahme einige Punkte aufgelistet, um einen diskriminierungsfreien Ablauf von Impfungen zu gewährleisten. Dazu zählen die folgenden Punkte: Anforderungen an das Anmelde- und Terminvergabeverfahren, Informationen über das Impfprocedere, Mitnahme von Assistenzkräften und Assistenzhunden, Umgang mit von der Maskenpflicht befreiten Personen, Stellplätze für behinderte Menschen (Taxenstand), Zuwegung zum Impfzentrum, Behindertentoilette im Impfzentrum, Internetauftritte und die Einrichtung einer Clearingstelle. Die Clearingstelle soll vor Ort eingerichtet werden, um bei offenen Fragen in Bezug auf das Impfen eine Entscheidung herbeizuführen und die Kenntnis von den spezifischen Anforderungen hat, die die heterogene Gruppe behinderter Menschen vor Ort benötigt, um von ihrem Anspruch auf Impfversorgung Gebrauch zu machen.

Arne Frankenstein im Interview
Bild: Radio Bremen

Vielmehr droht angesichts der bereits eingetreten Überlastungsreaktionen im gesamten Gesundheitswesen ein Schreckensszenario. Denn nicht mehr ausgeschlossen erscheint, dass der Fall eintritt, in dem über die Bereitstellung intensivmedizinischer Versorgung im Rahmen einer Auswahlentscheidung befunden werden muss. In Fall einer solchen "Triage" könnten indes behinderte Menschen von lebensrettenden Maßnahmen ausgeschlossen sein.
Angesichts der dramatischen Lage in Krankenhäusern ist zu befürchten und leider zu erwarten, dass eine Triage vor allem zu Lasten behinderter und älterer Menschen stattfindet.

Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass bei der Ausbreitung des Virus und den getroffenen Schutzmaßnahmen behinderte Menschen besonders geschützt und unterstützt werden. Seien Sie versichert, dass wir weiterhin nach Kräften dafür arbeiten werden, die fortbestehenden Probleme besseren Lösungen zuzuführen.
Informationen zur Corona-Pandemie in Bremen

Zentralstelle für barrierefreie Informationstechnik

In diesem Jahr sind zum ersten Mal Webauftritte und mobile Anwendungen öffentlicher Stellen systematisch überprüft worden. Die Ergebnisse aus Deutschland werden zum Jahresende an die EU gegeben.

Für Bremerhaven und Bremen hat die ZenbIT die Prüfungen durchgeführt. Es wurden sowohl Angebote der Kernverwaltung als auch von weiteren öffentlichen Stellen getestet. Alle Stellen erhielten bereits im Sommer die Prüfberichte, die vorhandene Mängel ausweisen, Empfehlungen zur Verbesserung enthalten und auf das Beratungs- und Unterstützungsangebot der ZenbIT hinweisen. Mehr als die Hälfte der getesteten Stellen haben sich direkt zurückgemeldet. Gezielte Verbesserungshinweise konnten teilweise direkt umgesetzt werden und so mehr Barrierefreiheit im Internet sicherstellen.

Positiv aufgefallen ist, dass die Webangebote, die das für die Verwaltung bereit gestellte Kogis-System nutzen, deutlich besser abgeschnitten haben.

Mängel, die besonders häufig auftraten - und die für jedes digitale Angebot wichtig sind:

  • Bildbeschreibungen waren oftmals nicht vorhanden oder nicht ausreichend.
  • Formulare waren oft nicht korrekt gelabelt.
  • Überschriftenstrukturen waren oft mangelhaft.
  • Kontraste waren oftmals nicht ausreichend.
  • Es ergaben sich oftmals Probleme bei der Tastaturbedienung und der Sichtbarkeit des Tastaturfokusses.
  • Videos hatten keine Untertitel oder nur automatisch generierte Untertitel, bei denen es an Satzzeichen und Großschreibung mangelte und die auch inhaltlich nicht immer passten.
  • Mangelhafte PDF-Dokumente wurden auf allen Angebote gefunden. Teilweise waren neuere PDFs bereits mit Tags versehen, hatten aber oft mangelhafte Überschriftenstrukturen. Oft bestanden die Dokumententags nur aus Absätzen.

Leider haben immer noch viele Auftritte keine Erklärung zur Barrierefreiheit, die vergleichbar mit der Datenschutzerklärung, seit September 2020 verpflichtend ist für alle öffentlichen Stellen. 27 Prozent der getesteten Angebote mit Barrierefreiheitserklärung haben die geforderten Übersetzungen zur Barrierefreiheitserklärung in Leichter Sprache und Deutscher Gebärdensprache dabei nicht eingebunden. Die ZenbIT stellt diese Übersetzungen kostenlos bereit und gibt Hinweise zur Einbindung in den eigenen Auftritt.

Das M-Enabling Forum aller deutschsprachigen Länder fand zum Potential der digitalen Barrierefreiheit statt.
Ulrike Peter hat als Podiumsteilnehmerin im zweiten Forum zum Potential universell nutzbarer Produkte und Dienstleistungen Erfahrungen aus der Tätigkeit der Zentralstelle eingebracht

Youtube-Mitschnitt der Veranstaltung

Henning Lühr und Ulrike Peter stellen das Handbuch vor

Digitale Teilhabe und Barrierefreiheit: Das Handbuch aus der Praxis für die Praxis - herausgegeben von Ulrike Peter und Henning Lühr (Institut für Digitale Teilhabe der Hochschule Bremen).
Auf 300 Seiten stellt das Handbuch den Führungsebenen in Politik und Verwaltung unterschiedliche Dimensionen und Handlungsorientierungen zur Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit bereit.

Ulrike Peter: "Digitale Teilhabe zeigt sich in der Praxis, sowohl in Prozessen und im Umgang miteinander als auch in der digitalen Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen. Führungskräften kommt die zentrale Rolle zu, eine Denkweise zu verankern, die die Verantwortung der Einzelnen stärkt, gleichberechtigte Teilhabe auch im Digitalen umfassend mitzudenken. Behinderte Menschen als Expert:innen in eigener Sache sind dabei wichtige Player in der Zusammenarbeit, um technisches Know-how an der Praxis messen zu können und damit einen gemeinsamen Erfahrungshintergrund für alle zu schaffen.“

Handbuch Digitale Teilhabe und Barrierefreiheit erschienen

Seit dem 1. Dezember erscheint im Adventskalender der Zentralstelle jeden Tag ein praktischer Hinweis zur Barrierefreiheit, die den redaktionellen Alltag erleichtern. Die Beiträge der Serie werden auf Twitter gepostet und auch täglich auf unserer Webseite aktualisiert unter
lbb.bremen.de/advent

Schlichtungsstelle

Wie bereits berichtet, wurde nach § 22 BremBGG beim Landesbehindertenbeauftragten eine Schlichtungsstelle zur außergerichtlichen Beilegung eingerichtet, deren Geschäftsstelle von Monique Birkner geleitet wird. Die Schlichtungsstelle hat die Aufgabe, Streitigkeiten zwischen behinderten Menschen oder ihren Verbänden und öffentlichen Stellen außergerichtlich beizulegen. Hierzu sind vier Schlichter:innen aus der Bremischen Verwaltungs- und Sozialgerichtsbarkeit berufen.

Die Schlichtungsstelle steht allen behinderten Bürger:innen sowie den verbandsklageberechtigten Verbänden offen. Ziel eines Schlichtungsverfahrens ist eine gütliche Einigung zwischen diesen und der jeweiligen öffentlichen Stelle.
Seit 2019 gab es bislang 14 Verfahren, von denen acht abgeschlossen wurden (davon sind drei vorzeitig geschlossen worden) und sechs aktuell noch laufen. Beispielsweise fand Ende September eine mündliche Schlichtungsverhandlung wegen nicht gegebener Barrierefreiheit von Videokonferenzdiensten in Bremen statt.

Zur Schlichtungsstelle

Landesteilhabebeirat

Der Landesteilhabebeirat der Freien Hansestadt Bremen hat sich anlässlich seiner Sitzung am 02. Dezember mit den Auswirkungen der Pandemie auf behinderte Menschen befasst. Angesichts der andauernden Pandemie und der aus ihr folgenden Überlastungsreaktionen im Gesundheitswesen betrachten die stimmberechtigten Mitglieder zunehmend mit Sorge, dass das Höchstmaß an diskriminierungsfreier gesundheitlicher Versorgung, wie es Artikel 25 UN-BRK vorgibt, für einen Teil der Patient:innen mit Behinderungen beeinträchtigt sein könnte. Im Einzelnen sind hierbei zwei Bereiche als problematisch identifiziert worden: Berücksichtigung der spezifischen Bedarfe behinderter Menschen und Sicherstellung von Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen stationärer Regelversorgung und Auswahlentscheidungen im Falle fehlender intensivmedizinischer Versorgung ("Triage“).
Der Beirat plant im Frühjahr 2022 eine Fachveranstaltung zur gesundheitlichen Versorgung behinderter Menschen in Krankenhäusern unter Pandemiebedingungen.

Mitte Juni haben sich die Interessenvertreter:innen behinderter Menschen in der Vertragskommission SGB IX mit Michael Beyerlein (Uni Kassel) zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in den Ländern ausgetauscht. Den Vertreter:innen war es ein Anliegen, bereits bestehende Regelungen in anderen Ländern auf ihre Vorbildhaftigkeit überprüfen zu lassen. Michael Beyerlein stellte dabei aus seiner Sicht vorbildhafte Regelungen aus anderen Landesrahmenverträgen nach § 131 SGB IX vor und stellte dabei einen engen Bezug zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland her. 13 Bundesländer wurden verglichen.

Aus Sicht des Landesbehindertenbeauftragten steht das Gutachten für eine konsequent menschenrechtsbasierte Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und bietet viele Impulse, um den Bremer Landesrahmenvertrag entsprechend zu gestalten.

Weitere Informationen zum Bundesteilhabegesetz

Die 3. Runde ist - bis auf zwei noch offene AG-Sitzungen - zu Ende. In den bisher stattgefundenen AG-Sitzungen wurde unter anderem über die eingereichten Maßnahmenvorschläge diskutiert und diese um konkrete Ideen ergänzt.
Wir haben vor allem über die sozialen Medien regelmäßig über den Prozess informiert. Ferner hat Franziska Bargmann für den Focal Point den Landesteilhabebeirat in seiner letzten Sitzung über den aktuellen Stand zur Fortschreibung ausführlich unterrichtet.
Im Rahmen der Fertigstellung wird es nun darum gehen, einen Plan zu entwickeln, der die Leitlinien einer menschenrechtsbasierten Behindertenpolitik in Bremen für die kommenden fünf Jahre vorgibt. An diesem Ziel müssen sich die Maßnahmen aus Sicht des LBB ausrichten.
Zur Fortschreibung des Landesaktionsplans

Weitere Informationen aus der Geschäftsstelle

Das Büro des Landesbehindertenbeauftragten ist bekanntermaßen in der Welt der Sozialen Medien mit einem eigenen Facebook-Auftritt und der Nutzung von Twitter unterwegs.
Auf Facebook gibt es Einblicke in die tägliche Arbeit und Berichte über aktuelle Entwicklungen und Diskussionen zu Inklusion und Teilhabe. Auf Twitter vernetzt sich die Zentralstelle für barrierefreie Informationstechnik rund um die digitale Barrierefreiheit.
Im Dezember können Sie unseren Adventskalender zur digitalen Barrierefreiheit verfolgen.

Den ersten Besuch in Rahmen seiner neuen Bremen-Tour hat der LBB und sein Team im Kaisenstift absolviert. Beim Kaisenstift handelt es sich um ein Wohnhaus für 15 Kinder und junge Erwachsene mit kognitiven und mehrfachen Behinderungen. In dem sehr interessanten Gespräch mit Frank Drescher (Leiter) wurde dem LBB erneut deutlich, dass es an Übergangsmöglichkeiten in das Unterstützungssystem erwachsener behinderter Menschen mangelt. Im Austausch mit den Kindern und jungen Erwachsenen standen dann die Themen Schule, unsere Arbeit und der Eistee von Capital Bra im Fokus. Wir danken dem Team um Frank Drescher sowie den jungen Bewohner:innen des Kaisenstifts für den Einblick und den offenen Austausch.
Bericht von der ersten Station der #TourDeBremen

Im Rahmen seiner Bremen-Tour war der LBB ferner in Friedehorst, um dort den Bereich "Teilhabe und Arbeit“ näher kennenzulernen. Nach einer Begrüßung durch Hans-Jakob Matthes (Geschäftsführer "Teilhabe Leben“) fand ein Austausch über die Herausforderungen und Problemlagen im Hinblick auf die Teilhabe am Arbeitsleben statt. Carsten Druba stellte den Bereich "Teilhabe Arbeit“ vor. Zielsetzung dieses ist es, Menschen vor allem mit einer psychischen Beeinträchtigung wieder oder erstmalig auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu bringen. Der LBB begrüßt ausdrücklich die Ausrichtung von "Teilhabe Arbeit“ als anderer Leistungsanbieter und hofft, dass das Angebot zukünftig verstärkt vom Fachdienst Teilhabe als Alternative zu den klassischen Werkstätten für behinderte Menschen verstanden wird.
Anschließend wurden der LBB und sein Team von Hagen Samel durch die Räumlichkeiten des Berufsförderungswerkes geführt und über die Tätigkeiten dieser Einrichtung informiert. Ziel des Berufsförderungswerkes ist es, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu qualifizieren und eine Weiterbeschäftigung auf dem Arbeitsmarkt zu sichern. Der LBB hat mit Teilnehmer:innen von Qualifizierungsmaßnahmen über deren Zukunftsvorstellungen gesprochen und Fragen von diesen beantwortet.
Bericht von der zweiten Station der #TourDeBremen

Eingang des Kommunalkinos City46

Seit Oktober zeigt der LBB auf Initiative von Kai Baumann in Kooperation mit der Kritischen Initiative für Vielfalt und Inklusion (KIVI) und dem CITY46 Filme, die sich mit der Psychiatrie von gestern, heute und morgen beschäftigen.
Den Auftakt machte im Oktober der Film "Einer flog über das Kuckucksnest“. Eingeleitet wurde der Film durch einen Vortrag von der Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht (auf die wir nachfolgend noch eingehen werden) zur Geschichte der Psychiatrie. Im November wurde mit dem Dokumentarfilm "SPK Komplex“ das Sozialistische Patientenkollektiv thematisiert, dem Vorreiter der Antipsychiatrie-Bewegung im Umfeld der 68er und der RAF. Im Anschluss an den Film gab es eine durch Katrin Lange moderierte Diskussion mit Carmen Roll, ehemaliges SPK-Mitglied und Protagonistin im Film.
Die geplanten Kinoveranstaltungen im Dezember "Vier Könige" und Januar "Die Überglücklichen" mussten leider wegen der aktuellen pandemischen Entwicklung abgesagt werden. Die Vorstellungen werden aber nachgeholt.
Zur Veranstaltung Psychiatrie anders denken

Die Beauftragten des Bundes und der Länder für die Belange von Menschen mit Behinderungen sind am 14. und 15. Oktober in Dresden zu ihrer 62. Sitzung zusammengekommen. Die Beauftragten treffen sich zweimal jährlich, um aktuelle behindertenpolitische Themen zu erörtern. In der Pandemie haben sie darüber hinaus in monatlichen Sitzungen die aktuellen Problemlagen diskutiert und gemeinsame Erklärungen abgegeben.
Zum Abschluss ihres Treffens in Dresden haben sie in Form der "Dresdner Positionen“ Forderungen für einen Koalitionsvertrag an die Bundesregierung für die 20. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages verabschiedet. So forderten die Beauftragten unter anderem, dass die Belange von behinderten Menschen bei den Koalitionsverhandlungen als Querschnittsthema in allen Politikfeldern berücksichtigt werden sollten.
Arne Frankenstein hat in Dresden mit seinem Stellvertreter Kai J. Steuck teilgenommen. Dem jetzt ausgeschiedenen Gastgeber Stephan Pöhler wünschen wir alles Gute.
Bericht über die 62. Konferenz der Beauftragten von Bund und Ländern für Menschen mit Behinderungen

Logo Gute Nachrichten zur Inklusion

Das NETZWERK ARTIKEL 3 hatte am 1. Oktober das neue Projekt mit dem Titel "Gute Nachrichten zur Inklusion“ begonnen. Dabei wurden gute Nachrichten zur Inklusion gesucht und veröffentlicht. Am Anfang des Projektes wurde aber auch gefragt, was für einzelne Aktive gute Nachrichten zur Inklusion sind.
Das Statement des LBB lautet: "Gute Nachrichten zur Inklusion sind für mich, wenn Inklusion nicht zur Worthülse verkommt, sondern sich ernsthaft an den Gewährleistungsgehalten der UN-Behindertenrechtskonvention orientiert. Dazu gehört die Abkehr von der Institutionenzentrierung und die Entwicklung von Wohnangeboten in den Quartieren, die allen Menschen, unabhängig von der Art und Schwere der Behinderung, offenstehen. Ich freue mich über jeden abgebauten Platz in einer besonderen Wohnform und jedes personenzentrierte Angebot in der Nachbarschaft. Wir brauchen in ganz Deutschland endlich feste Zielquoten für den Rückbau besonderer Wohnformen. Nur dann kann man gleichberechtigt entscheiden, wo man leben will.“
Der LBB hat das Projekt als eine der sogenannten Fachbehörden im Vorfeld durch eine Stellungnahme unterstützt.
Was sind gute Nachrichten zur Inklusion?

Gleichberechtigte Teilhabe von behinderten Menschen in allen Lebenslagen und Lebensphasen lautet das Ziel vom Martinsclub. Um dieses Ziel erfüllen zu können, wollte sich der Martinsclub verändern und hat sich einem über zehnjährigen Prozess mit dem Namen "m|2020“ unterzogen
Die Dokumentation "Wir sind da, wo die Menschen sind“ gibt einen tiefen Einblick hinter die Kulissen des Martinsclubs. Der LBB hat im Film zum erfolgreichen Abschluss des Prozesses gratuliert.
Zur Dokumentation des Martinsclubs

Dieses Jahr vor 40 Jahren wurde die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) als Landesbehörde errichtet. In dieser Zeit konnte einiges in Sachen Gleichstellung bewegt werden. Es gibt aber immer noch vieles zu tun, so dass auch die kommenden 40 Jahre spannend und arbeitsreich bleiben werden.
Anlässlich des Jubiläums hat die ZFG von 40 Bremer:innen ihre Meinung zum Thema Gleichstellung erfahren. Es waren "Stimmen“, die der ZGF besonders am Herzen liegen. Eine der Stimmen ist die von Arne Frankenstein: "Diskriminierung lässt sich nicht nur auf Behindertenfeindlichkeit, Sexismus oder Rassismus reduzieren. Wir müssen uns gemeinsam gegen jegliche Formen der Diskriminierung einsetzen. Nur so schaffen wir eine Kultur, die Vielfalt anerkennt und gleichberechtigte Teilhabe ermöglicht.“
Zum Webauftritt 40 Jahre - 40 Stimmen

In der aktuellen und sehr lesenwerten Online-Ausgabe des Magazins "Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven“ gibt es ein Interview mit dem LBB.
Der LBB äußert sich beispielsweise dazu, dass wenn die Unternehmen mehr behinderte Menschen in Arbeit bringen das gerade mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel in ihrem eigenen Interesse ist. Besonders hapert es an den Übergängen zwischen den Werkstätten für behinderte Menschen und dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Hier liegt die Übergangsquote bei weniger als einem Prozent pro Jahr.
Was Inklusion in der Schule angeht, sind wir in Bremen relativ weit. Aber dann fallen diese Menschen aus dem inklusiven Schulsystem heraus und es wartet kein inklusiver Arbeitsmarkt auf sie, sondern ein Arbeitsmarkt, der es ihnen sehr schwermacht.
Der Tipp des LBB an die Unternehmen: Einfach ausprobieren und damit anfangen behinderte Menschen einzustellen, wenn sie fachlich geeignet sind. Es ist Bestandteil von Führungskultur, unterschiedliche Menschen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten wahr- und ernstzunehmen. Das ist bei behinderten Menschen nicht anders als bei allen anderen Beschäftigten auch.
Direkt zum Online-Magazin der Handelskammer

Die gesetzlichen Regelungen zur beruflichen Rehabilitation und zur Teilhabe am Arbeitsleben unterlagen in den letzten Jahren grundlegenden Veränderungen. Zu nennen sind hier beispielweise das Budget für Arbeit, die partielle Aufhebung des bisherigen Leistungsausschlusses für Rehabilitanden im SGB III oder die Möglichkeit des Integrationsamtes, sich an den Kosten von Maßnahmen zur beruflichen Orientierung zu beteiligen. Gleichzeitig wurde mit dem Bundesteilhabegesetz der Aspekt des Austauschs und der Kooperation zwischen den einzelnen Rehabilitationsträgern hervorgehoben. In Zukunft soll es auf Einladung der Senatorin für Soziales und des LBB ein Gremium geben, dass diese Kooperation mit den relevanten Akteuren im Land Bremen weiterentwickelt und gemeinsame Lösungswege für eine gelungene Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützt. Ziel ist es, dass endlich mehr behinderte Menschen in Beschäftigungsverhältnisse auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt und dort erfolgreich arbeiten können. Nachdem ein Auftaktworkshop im November leider krankheitsbedingt ausfallen musste, wird dieser im Jahr 2022 nachgeholt.

Es wurde die Auswertung des Deutschkurses für Beschäftigte der Werkstatt Bremen vorgestellt. Bei den Teilnehmenden des Kurses lag ein Zuwanderungs- oder Fluchthintergrund vor. Nach der Vorstellung der Ergebnisse der Auswertung erfolgte eine Diskussion zum Thema Sprachmittlung. Arne Frankenstein sprach sich hierbei zum einen für eine Verstetigung des Modellprojekts und eine wissenschaftliche Begleitung mit dem Ziel, ein Fortbildungsmodul zu entwickeln, aus. Darüber hinaus forderte er, dass sich die Erkenntnisse mittelfristig in einem inklusiven Regelangebot für alle wiederfinden müsse. Sonderangebote seien mit Blick auf die UN-Behindertenrechtskonvention zu vermeiden.
Die Veranstaltung fand in Kooperation der Koordinationsstelle Sprache mit der Werkstatt Bremen, dem Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien und dem LBB (sprechen Sie gerne Kai Baumann auf diese Veranstaltung an) statt.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben weltweit über eine Milliarde Menschen, also etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung, mit Behinderungen. Rund 80 Prozent von ihnen leben in Ländern des Globalen Südens. Zahlreiche Barrieren verhindern jedoch ihre Teilhabe in der Gesellschaft.
Gemeinsam mit dem Bremer entwicklungspolitischen Netzwerk (BeN) ist der LBB anhand von Beispielen aus Bremen und Nigeria mit den Teilnehmenden an der Veranstaltung ins Gespräch gekommen. Der LBB sprach sich mit Blick auf die Entwicklungspolitik für eine konsequente Beteiligung behinderter Menschen als Expert:innen in eigener Sache, für eine barrierefreie Basisarbeit in Deutschland, aber auch für Freiwilligenprojekte im globalen Süden sowie für eine konkrete Budgetierung von inklusiven Maßnahmen aus.
Die Veranstaltung fand als Kooperation des Bremer entwicklungspolitischen Netzwerks und des Landesbehindertenbeauftragten (sprechen Sie gerne Kai Baumann auf diese Veranstaltung an) statt.
Direkt zum Bremer entwicklungspolitischen Netzwerk

Logo des DuoDays

Arne Frankenstein stellte die (besondere) Zusammenarbeit in seiner Dienststelle und das diverse Team vor. Anschließend kam der LBB mit den Teilnehmenden ins Gespräch.
Der Tag hatte insgesamt eine sehr gute Resonanz: Rund 150 Anmeldungen verbuchte der diesjährige DUOday. 19 Betriebe und Einrichtungen ermöglichten am Einblicke in ihre Arbeitswelt. Das Beratungsprojekt MitArbeit der Inneren Mission organisiert den jährlichen DUOday, ein Praktikum für einen Tag für beeinträchtigte Menschen.
Weitere Informationen zum Duo-Day

Vom 11. bis 13. November gestalteten Studierende und Interessierte im Social Entrepreneurship Camp "Inklusion in der Arbeitswelt" praxisorientiert Lösungsansätze um neue Lösungen und Geschäftsmodelle zur besseren Inklusion von behinderten Menschen in den Arbeitsmarkt zu entwickeln und diese dauerhaft am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen.
Das Seminar wurde durch die gemeinnützige Hilfswerft gGmbH in Kooperation mit dem Amt für Versorgung und Integration Bremen und mit Unterstützung des Lehrstuhls für Mittelstand, Existenzgründung und Entrepreneurship der Universität Bremen durchgeführt.
Fachinputs von Expert:innen begleiteten die Teilnehmenden mit ihren Erfahrungen. Der LBB war dort durch seinen Stellvertreter vertreten, der nach einem Impulsvortrag über die Arbeit des LBB sich als Feedbackgeber Zeit für jedes der Teams genommen hat, um die Ideen der Studierenden zu verfeinern.
Direkt zum Social Entrepreneurship Camp

Der Forschungsbericht der unabhängigen wissenschaftlichen Aufarbeitung im Rahmen der Stiftung Anerkennung und Hilfe liegt seit Oktober vor. Die Forschungsgruppe untersuchte die Unterbringungssituation von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie in der BRD (1949-1975) und der DDR (1949-1990). Ziel war es, die Leid- und Unrechtserfahrungen zu erfassen sowie Art und Umfang der Geschehnisse nachvollziehbar zu machen.
Direkt zur Stiftung Anerkennung und Hilfe

Der LBB machte in diesem Zusammenhang in seinem Beitrag bei der Ausstellungseröffnung "Kein Platz - Nirgendwo“ am 10. November deutlich, dass die Untersuchung von Gerda Engelbracht uns schonungslos zeigt, dass behinderte Kinder und Jugendliche im Zeitraum von 1949 bis 1975 in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie in der Region Bremen körperliche und sexuelle Gewalt erlitten haben, dass es Zwangsfütterungen, Zwangsmedikationen sowie fragwürdige und sinnlose Gehirnoperationen gab.
Darüber hinaus erinnerte er in diesem Zusammenhang an den Mord an vier Bewohner:innen des Oberlinhauses in Potsdam-Babelsberg am 28. April dieses Jahres durch eine dort beschäftigte Pflegehelfern. Ein Gewaltexzess, der behinderte Menschen deutschlandweit erschüttert und in Angst versetzt hat.

Arne Frankenstein: "All dies macht deutlich, dass Gewalt und Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie nach wie vor Aktualität besitzen. Schutz vor Gewalt und Prävention ist eine kontinuierlich zu bearbeitende Aufgabe. Gewalt- und Präventionsschutz alleine genügen indes als Antwort eines sozialen und demokratischen Rechtsstaats auf die fortbestehenden Herausforderungen aus meiner Sicht nicht aus.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Dezember im Kapitel 8 an der Domsheide zu sehen.
Direkt zur Ausstellung "Kein Platz - Nirgendwo"

Auch der Teilhabeplan der Seestadt Bremerhaven wird derzeit überarbeitet. Im Frühjahr soll der Stadtverordnetenversammlung hierzu ein Zwischenbericht vorgelegt werden. Auf Einladung des Inklusionsbeirats wurde im Oktober in Kleingruppen der Frage nach der bisherigen Umsetzung der Maßnahmen (unterteilt nach Handlungsfeldern) nachgegangen. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg bei der Überarbeitung!
Direkt zum Imklusionsbeirat Bremerhaven

Gelebte Inklusion beim I-Cup: Bremens größtes inklusives Fußballturnier ging im September in die 11. Runde. Nach dem der I-Cup im letzten Jahr auf Grund der Corona-Pandemie ausfallen musste, kehrte er mit altbewährtem Prinzip und neuem Bewegungsdrang in den Sportgarten in der Pauliner Marsch zurück. Wie immer galt an diesem Tag: Fußball für alle!
Insgesamt 22 Teams kamen zusammen, um in drei Altersgruppen gegeneinander anzutreten und ihr Können am Ball unter Beweis zu stellen. Gespielt wurde auf zwei Kunstrasenfeldern. Der LBB hatte das Erwachsenenturnier mit Leo Bittencourt von Werder Bremen eröffnet.
Neben sportlicher Leistung und dem Inklusionsgedanken zählte auch das faire Spiel: Ausgezeichnet wurde daher nicht nur, wer möglichst erfolgreich kickte, sondern auch, wer sich besonders gerecht verhielt und als ein Team zusammenspielte.
Ähnlich bunt wie die Veranstaltung selbst ist das Organisationsteam dahinter, die den I-Cup zu einem besonderen Erlebnis machen: AOK Bremen/Bremerhaven, ATS Buntentor, Bremer Jugendring, Landesbehindertenbeauftragter, Martinsclub Bremen, Special Olympics Bremen, Sportgarten, Werder Bremen und Werkstatt Bremen.
Direkt zum I-Cup

Von anderen

Rückblickend gab es in den letzten Wochen wieder vielerlei Aktivitäten auf der Landesebene. In der Rubrik Von anderen fassen wir Beispiele aus dem Bereich der Behindertenpolitik der vergangenen Wochen noch einmal für Sie zusammen.

In einer Sondersitzung am 29. November hat der Arbeitskreis Bremer Protest gegen Diskriminierung und für Gleichstellung behinderter Menschen (AK Protest) entschieden, dass 27. Bremer Behindertenparlament auf den 5. Mai 2022 zu verschieben. Nach der bisherigen Planung sollte das Behindertenparlament am 3. Dezember, am Welttag der Menschen mit Behinderungen durchgeführt werden.
Arne Frankenstein: "In dieser äußerst schwierigen Phase der Pandemie benötigt es mehr denn je ein schlüssiges Gesamtkonzept, um das Höchstmaß an Gesundheitsschutz behinderter Menschen ebenso sicherzustellen wie das Höchstmaß an gleichberechtigter, selbstbestimmter Teilhabe. Die Auswertung der Pandemiebewältigung zeigt, dass dies bislang nicht gelungen ist. Bei allen nun anstehenden Entscheidungen muss inklusiven Lösungen, wie es auch der AK Protest zurecht fordert, immer Vorrang eingeräumt werden.“
Direkt zur LAGS

Die Mitgründerin und Vorsitzende der Elterninitiative "Eine Schule für alle Bremen e.V.", Elke Gerdes, ist vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte überreichte ihr die Ehrung am 11. Oktober. Sie sorgt für die Vernetzung betroffener Familien und engagiert sich für Neuerungen in der Bildungspolitik und Schullandschaft.
Der LBB hat beispielsweise mit der Elterninitiative und weiteren Organisationen und Verbänden das Memorandum "Bremer Bündnis für schulische Inklusion“ initiiert und 2019 zu einer großen Veranstaltung "Schulische Inklusion in Bremen - Bilanz und Perspektiven“ eingeladen.

Die Europäische Richtlinie zum European Accessibility Act (EAA) wurde in Deutschland durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) vom 16. Juli umgesetzt. Im 3. Teil ihres Beitrags zur Umsetzung der Richtlinie stellen die beiden bekannten Bremer Juristen Uwe Boysen und Dr. Joachim Steinbrück das Instrument der Marktüberwachung vor und zeigen die Barrierefreiheitsanforderungen anderer Rechtsakte der Europäischen Union auf.
Direkt zum Beitrag zur Europäische Richtlinien bei kobinet

Pawel Mehring gehört dem Landesteilhabebeirat Bremen über den Bremer Rat für Integration an und ist aktuell im Rahmen eines Forschungsprojekts auf der Suche nach geflüchteten Menschen mit Behinderungen und ihren Angehörigen, die bereit wären mit ihm über ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Deutschland zu sprechen. Ziel des Projekts ist es, die Perspektive des genannten Personenkreises sichtbar zu machen.
Für die Teilnahme an der Forschung, wird eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 20 € ausgezahlt. Wenn Sie Interesse haben an seiner Forschung teilzunehmen und mit ihm ein unverbindliches Informationsgespräch zu führen, dann kommen schreiben Sie bitte an: office@lbb-bremen.de
Direkt zum Forschungsprojekt Flucht und Behinderung

Die Führung für sehbehinderte und blinde Menschen in der aktuellen Ausstellung "Manet und Astruc - Künstler Freunde“ soll von Frau Dina Koper durchgeführt werden. Neben blindengerechten Bildbeschreibungen und -dialogen unterstützen taktile Objekte und Tableaux vivants die Wahrnehmung und das Verständnis von Manets und Astrucs Kunst und Leben.
Direkt zu Kunst erfassen

Öffentliche Stellen sind gesetzlich verpflichtet Gebärdensprach-Videos auf ihren Webauftritten bereit zu stellen.
Der Öffentliche Stellen sind gesetzlich verpflichtet Gebärdensprach- Videos auf ihren Webauftritten bereit zu stellen.
Der Landesverband der Gehörlosen Bremen e.V. empfiehlt, dass für die Produktion solcher DGS-Videos regionale Anbieter beauftragt werden. Nur so kann es gewährleistet werden, dass die Gebärden von Gehörlosen im Land Bremen gut verstanden werden.
Direkt zum Hinweis des Landesverbands der Gehörlosen Bremen

Am Neuen Hafen steht jetzt ein "Mini-Bremerhaven“. Mit dem dreidimensionalen Modell im Maßstab 1:1700 sollen sich Sehbehinderte besser zurecht finden, das den Bereich vom Kreuzfahrtterminal bis zur Geeste abbildet und unter freiem Himmel hinter der Tourist-Info auf der Hafeninsel steht. Bildhauer ist Felix Brörken, der auch für das Bremer Modell 2019 vor der Bremischen Bürgerschaft verantwortlich war. Initiatoren waren die Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen, die Erlebnis Bremerhaven, der Inklusionsbeirat und das Amt für Menschen mit Behinderung in Bremerhaven.
Direkt zu Bremerhaven zum Anfassen

Nach fünf Jahren der Planung und des Baus sind die ersten Bewohner:innen in das neue Wohnprojekt für Menschen mit fetaler Alkoholspektrums-Störung eingezogen. Sie erwecken das alte Bauernhaus mit Leben und bereichern das Quartier.
Das Team des LBB war bei der Eröffnungsfeier vertreten.
Direkt zur Eröffnung Quartier / Wohnen Ellener Hof

Gemäß § 50 BremLBO vom 4. September 2018 müssen "in Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen die Wohnungen eines Geschosses einschließlich eines möglichen Freisitzes barrierefrei erreichbar und nutzbar sein; ausgenommen sind Abstell-, Funktions- sowie mehrfach vorhandene Sanitärräume. In Gebäuden, die nach § 39 Absatz 4 Satz 1 Aufzüge haben, müssen alle Wohnungen nach Satz 1 barrierefrei, aber nicht uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbar sein.“
Seit 1. Oktober müssen von den Wohnungen nach Satz 1 und 2 in Gebäuden mit mehr als acht Wohnungen eine und bei mehr als zwanzig Wohnungen mindestens zwei Wohnungen uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbar sein. Die Verpflichtung nach Satz 1 kann auch durch entsprechende Wohnungen in mehreren Geschossen erfüllt werden. § 39 Absatz 4 bleibt unberührt. Die sogenannte R-Wohnungsquote tritt damit in Kraft und das Angebot an barrierefreiem Wohnraum im Land Bremen wird hierdurch automatisch stetig steigen.
Von Seiten des LBB gab es in der Vergangenheit vielerlei Bemühungen bezüglich der Vermittlung von rollstuhlgerechtem Wohnraum. Ziel ist es, gemeinsam mit den beteiligten Ressorts und der Beratungsstelle kom.fort zu einer konkreten Vereinbarung zu kommen, wie die dem Markt zuwachsenden R-Wohnungen konkret vermittelt werden können. Hierzu geht es im Jahr 2022 gemeinsam weiter.
Direkt zu den Quotenregelungen für R-Wohnungen

Menschen aus über 180 Ländern leben im Bundesland Bremen, in der Gesamtbevölkerung haben 34 Prozent der Bremer:innen einen Migrationshintergrund. Vor diesem Hintergrund wurde ein 98 Seiten umfassendes "Rahmenkonzept gesellschaftliche Teilhabe und Diversity" am 7. Oktober in der Deputation für Soziales, Jugend und Integration vorgelegt. Über den Senat soll das Rahmenkonzept der Bremischen Bürgerschaft zugeleitet werden, auf deren Beschluss die Erstellung zurückgeht. Das Rahmenkonzept soll dazu beitragen, dass alle Bremer:innen Gelegenheit haben, am gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben teilzuhaben.
Ein thematisches Handlungsfeld in dem Konzept ist beispielsweise "Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung“. Dem LBB war vor allem wichtig, dass der übergeordnete intersektionale Ansatz im Konzept verfolgt wird. Dem ist im Rahmenkonzept Rechnung getragen worden.
Direkt zum Rahmenkonzept gesellschaftliche Teilhabe und Diversity

Der SV Werder Bremen hat am 29. Oktober bereits zum fünften Mal einen Heimspieltag ganz ins Zeichen der Inklusion gestellt. Unter dem Motto "Gemeinsam für Inklusion“ fanden in den Wochen vor und nach dem Spiel unterschiedliche Aktionen und Aktivitäten statt. Bundesligaweit erhält der SVW große Anerkennung für seine gesellschaftliche Verantwortung (Corporate Social Responsibility).
Direkt zu Werder bewegt – Lebenslang aktiv

Apropos Werder: Im kommenden Jahr gibt es eine "Bunte Liga" (und eine eigene Schiedsrichter-Ausbildung) für behinderte Menschen. Der Bremer Fußball-Verband (BFV) wird in Kooperation mit Werder zum Vorbild auf dem Gebiet. Weil es auch in Bremen und umzu viele behinderte Fußballer:innen gibt, aber keinen dazu passenden Ligabetrieb, möchte der BFV in Zusammenarbeit mit dem SV Werder eine "Bunte Liga“ an den Start bringen, in der Menschen mit und ohne Behinderung in allen Altersklassen miteinander Fußball spielen können.
Ursprünglich sollte es schon in diesem Jahr losgehen, wegen der Pandemie wurde der Beginn nun auf den 23. April 2022 verschoben. Inzwischen haben sich bereits mehr als 20 Vereine oder Mannschaften angemeldet.
Direkt zu Bunte Liga

Bei der Mitgliederversammlung wurde Bernd Giesecke für vier weitere Jahre als Präsident gewählt. Aufgrund einer Satzungsänderung heißt das Gremium nicht mehr Vorstand, sondern Präsidium.
Herzlichen Glückwunsch an Bernd Giesecke und das gesamt Präsidium zur Wahl.
Direkt zu Behindertensport Bremen

Leon Schäfer hat sich am 22. November im Rahmen eines Senatsempfangs im Kaminsaal des Rathauses ins Goldene Buch eingetragen.
Leon Schäfer, der in Bremen aufgewachsen ist, hat als Teilnehmer der Paralympischen Spiele in Tokio die Silbermedaille im Weitsprung errungen und die Bronze-Medaille im 100-Meter-Sprint.
Herzlichen Glückwunsch!
Direkt zur Pressemitteilung zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt

tanzbar_bremen hat eine Förderzusage für ein neues Projekt von Aktion Mensch erhalten. Der LBB hat das Projekt als eine der sogenannten Fachbehörden im Vorfeld durch eine Stellungnahme unterstützt.
Mit dem auf drei Jahre angelegten Projekt "KULTUR:Brücken" sollen neue und kreative Wege zur Ausgestaltung der Zukunftsperspektiven von Jugendlichen mit Förderbedarf erforscht werden. Bei der Umsetzung dieses Vorhabens setzt tanzbar_bremen auf die Vermittlung von Wissen, basierend auf persönlichen professionellen und künstlerischen Erfahrungen, vermittelt durch behinderte Künstler:innen. Mit künstlerisch kreativen Mitteln werden Potentiale von Jugendlichen herausgefunden und gestärkt, mit dem Ziel, in verschiedenen Bremer Kulturinstitutionen Wege für Praktikum-, FSK- oder Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen.
Direkt zur tanzbar_bremen

Ramona Bauermann-Meyer, die mit dem LBB (und weiteren Personen) im Steuerungskreis "Frauenbeauftragte in Einrichtungen“ (Werkstätten und Wohneinrichtungen) arbeitet, ist als Frauenbeauftragte der Werkstatt Bremen für vier weitere Jahre wiedergewählt worden und Ronald Pawlik, Teammitglied der erfolgreichen "Lokomotive LBB“ beim letztjährigen I-Cup ist erneut dortiger 1. Vorsitzender. Dominik Meine ist neuer Vorsitzender des Werkstattrates der Elbe-Weser Welten. Die Wahl der LAG der Werkstatträte findet im Januar 2022 statt.
Wir gratulieren allen frisch gewählten Werkstatträten in Bremen und in Bremerhaven und freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Direkt zum Bericht Wahl der Werkstatträte

Reihe Behindertenrechtsaktivist:in: Alfons Adam

Portrait: Alfons Adam

"Die behindertenpolitische Arbeit ist mein Leben. Und wenn man irgendwann Unterstützung erfährt, ist das eine tolle Belohnung“
Alfons Adam ist jetzt nach über 40 Jahren im Unternehmen und fast 30 Jahren in der Schwerbehindertenvertretung bei Daimler in den Ruhestand gegangen. Er hat die Menschen zusammengebracht. Seit vielen Jahren bestand zwischen Alfons Adam und dem Büro des LBB ein enger Austausch.
Wir bedanken uns bei Alfons Adam für die wertvolle Zusammenarbeit, freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit in ehrenamtlichen Strukturen und wünschen ihm für die Rentenzeit alles Gute!
Direkt zur Reihe Behindertenrechtsaktivist:in: Alfons Adam